In diesem Teil unser Februar-Serie „Ernährungsmythen aufgedeckt“ möchten wir uns den gesunden und ungesunden Lebensmitteln widmen. Wenn du mal nachdenkst, fallen dir doch pro Kategorie mindestens ein paar Lebensmittel ein, oder?
Es macht unser Leben so viel leichter, wenn wir Nahrungsmittel in gut und schlecht einteilen können und dann einfach die schlechten weglassen. So kann man sich eine gesunde Ernährung doch leicht gestalten. Doch kann man Lebensmittel wirklich in diese zwei simplen Kategorien einteilen? Naja, eigentlich nicht wirklich.
Wieso werden bestimmte Lebensmittel als ungesund betrachtet?
Wir bewerten Lebensmittel oftmals als ungesund, wenn sie vor allem
- viele Kalorien,
- Zucker
- viel Fette, v.a. tierische Fette und
- Zusatzstoffe enthalten.
Diese Lebensmittel-Charakteristiken werden als Dickmacher und gesundheitsschädigend betrachtet.
Die Kalorienmenge, also wie viel Energie ein Lebensmittel enthält, ist natürlich ein relevanter Aspekt. Über 50% der Deutschen sind übergewichtig, meistens bedingt durch einen Kalorienüberschuss und Bewegungsmangel. Folglich könnten viele ihrem Körper etwas Gutes tun, wenn sie weniger Kalorien zu sich nehmen würden, um so Gewicht zu verlieren.
Oftmals werden als Ursachen für diverse Krankheiten auch zu viel Zucker und Fett genannt. Diese Aussage ist jedoch nur bedingt richtig. Wenn wir sehr viel Zucker und Fett über Lebensmittel zu uns nehmen, kommt es wahrscheinlicher zu einer Gewichtszunahme. Diese ist dann der Auslöser für Krankheiten, wie oben erwähnt, nicht jedoch der Zucker oder das Fett per se.
Was ist denn z.B. mit Nüssen: Sie haben viel Fett und Kalorien, gelten jedoch als gesund. Irgendwie funktioniert diese Kategorisierung der Lebensmittel also nicht.
Auch Zusatzstoffe werden von vielen als ungesund verteufelt. Da sie nicht natürlichen Ursprungs sind, kann es ja folglich nicht gesund sein, so etwas zu essen, richtig? Auch hier heißt es wieder: So leicht ist es nicht. Es ist korrekt, dass die meisten Zusatzstoffe chemisch hergestellt werden. Am Ende sind diese jedoch identisch zu Naturstoffen. Unser Körper kann den Unterschied zwischen z.B. dem Vanillin aus echter Vanille und chemisch hergestelltem gar nicht erkennen. Weiterhin sind die Regelungen, die Zusatzstoffe betreffen, extrem strikt in der EU. Hinter jedem zugelassen Stoff stecken jahrelange Forschung und Tests über deren Sicherheit. Wenn in eurem Lebensmittel also letztlich Zusatzstoffe zu finden sind, könnt ihr euch sicher sein, dass diese eurer Gesundheit nicht schaden.
Es kommt auf die Ernährungsweise an und nicht auf einzelne ungesunde Bestandteile
Wenn ich jetzt aber sage, dass all diese Komponenten von Lebensmitteln gar nicht ungesund sind? Es ist nämlich das Gesamtbild, auf das es wirklich ankommt. Isst du jeden Tag mehrere Packungen Gummibärchen, gefolgt von Tiefkühlpizza und Eis, ist es offensichtlich, dass dies nicht gerade eine gesunde Ernährungsweise widerspiegelt. Es spricht aber absolut nichts dagegen, nach einer Gemüsepfanne mit Kartoffeln noch ein Eis zu essen. Ganz im Gegenteil: Genauso sieht eine gesunde und ausgewogene Ernährung aus. Es ist nämlich genauso wichtig, dass ihr euer Essen genießt und ja, da können dann auch hier und da mal Süßigkeiten dazugehören.
Unser Körper weiß nämlich gar nicht genau, was wir da wirklich gegessen hat, denn im Darm kommen nur die einzelnen Lebensmittel-Bausteine an. Um das besser verstehen zu können, will ich euch mal ein kleines Beispiel beschreiben:
- Anna isst abends einen Teller Nudeln mit Tomatensoße und dazu einen großen Salat. Im Darm kommen dann folgende Bausteine an: Kohlenhydrate aus den Nudeln und der Tomatensoße, ein wenig Fett aus der Tomatensoße und einem Salatdressing und viele Mikronährstoffe und Ballaststoffe aus dem Salat. Das Essen hat durch die Nudeln etwa 450 kcal (Energiegehalt) und ca. 100kcal aus dem Salat, insgesamt als 650 kcal. Wir merken uns also: Unser Körper registriert Kohlenhydrate, Fett, Ballaststoffe und natürlich die Kalorien, wenn sie im Darm ankommen.
- Tom hingegen hat heute nicht so Lust auf etwas Herzhaftes. Ihm reicht ein großer Salat und er genießt lieber noch ein Eis danach. Er nimmt also mit dieser Mahlzeit auch Mikronährstoffe und Ballaststoffe durch den Salat zu sich, Fett durch ein Salatdressing sowie Kohlenhydrate und Fett aus dem Eis. Der Salat hat ja wieder 100 kcal und das Eis schlägt ordentlich zu Buche mit 580 kcal (200g Eis). Erinnert ihr euch jetzt noch an die Bausteine bei Anna: Genau, sie sind identisch! Kohlenhydrate, Fett, Ballaststoffe und Kalorien.
Intuitiv würde man direkt sagen, dass Anna sich gesund ernährt, Tom jedoch ungesund. Aber: Auch wenn Anna vermutlich etwas weniger Fett und Gesamtkalorien als Tom zu sich nimmt, sind sich die beiden Gerichte in ihrer Nährstoffzusammensetzung doch halbwegs ähnlich. Ihr seht also, kein Lebensmittel ist einzeln für sich gesehen schlecht. Das Zusammenspiel dieser Nahrungsmittel bestimmt stattdessen, ob ihr euch gesund oder ungesund ernährt.
Was macht eine gesunde Ernährung aus?
Eine gesunde Ernährung wird demnach nicht durch bestimmte Lebensmittel geprägt, sondern durch die gesamte Ernährungsweise. Konzentriere dich also lieber darauf, genug Obst und Gemüse zu essen, viel Eiweiß, wertvolle Fette (z.B. Olivenöl, Nüsse, Fischöl etc.) und viel Wasser zu trinken. Genauso ist auch eine vielseitige Ernährung wichtig, um den Bedarf an allen Nährstoffen abzudecken.
Wenn du diese Grundlagen abgedeckt hast, spricht nichts gegen ein Eis oder eine Tiefkühlpizza. Beachte dabei nur, dass diese Lebensmittel, die wenig Mikronährstoffe und viele Kalorien enthalten, nicht Überhand nehmen. Der Mittelpunkt der Ernährung sollte weiterhin eine nährstoff- und ballaststoffreiche Ernährung mit einer ausgeglichenen Energiebilanz sein.
Ich hoffe, ich konnte euch damit ein wenig zeigen, dass wir Lebensmittel nicht simpel in gesund und ungesund einteilen sollten. Eine gesamtheitliche Betrachtung der Ernährungsweise ist viel wichtiger, um gesund und vital zu bleiben.
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