„Du fühlst dich müde und schlapp? Dann lagern in deinem Körper womöglich zu viele Giftstoffe. […] Mit Hilfe einer Detoxkur wird der Körper von schädlichen Rückständen befreit.“
So oder so ähnlich werden die Vielzahl von Detox-Programmen propagiert. Demnach wird einem als Konsument vermittelt, dass solche Kuren dringend nötig seien, um dem eigenen Körper zu heilen.
Da müssen wir jedoch ganz klar sagen: Nein! Detox-Kuren sind ein Konstrukt ohne wissenschaftlichen Hintergrund, das genutzt wird, um Geld zu verdienen. Deinem Körper tust du damit aber leider absolut nichts Gutes. Im Folgenden klären wir im Rahmen unserer Reihe „Ernährungsmythen aufgedeckt“ auf, woher dieser Ernährungsmythos stammt und zeigen, dass es keinerlei wissenschaftliche Grundlagen dafür gibt.
Wie funktioniert eine Detox-Kur?
Der Trend der Detox Kuren stammt ursprünglich aus Amerika und von dort kommt demnach auch der Begriff. Das Wort „Detoxification“ steht im Deutschen für Entgiftung. Die Erfinder*innen dieser Kuren behaupten, dass unser Körper durch all die „Giftstoffe“ in der Nahrung, Stress und Umweltschadstoffe immer schwächer bzw. kränker wird. Als „Giftstoffe“ werden u.a. Zusatzstoffe, viel Fett und Zucker, Nikotin sowie Alkohol genannt.
Durch den Konsum dieser fühlen wir uns schlapp, müde und werden häufiger krank laut Aussagen dieser Erfinder*innen. Als Lösung dieses Problems bieten verschiedene Firmen nun die Lösung an: Detox-Kuren. Die Giftstoffe, die sich im Form von „Schlacke“ in unserem Körper ablagern, sollen durch diese Kuren wieder ausgeschieden werden.
Dabei gibt es nicht eine spezifische Detox-Kur, sondern viele verschiedene Arten. Eine Form, die sehr häufig durchgeführt wird, ist die Saftkur. Bei dieser verzichtet man für mehrere Tage auf jede Art von fester Nahrung. Stattdessen trinkt man Obst- und Gemüsesäfte, um seinen Nährstoffbedarf abzudecken. Laut Hersteller kann die Verdauung zur Ruhe kommen und der Körper hat somit genug Zeit, um sich zu entgiften. Hierbei ist gleich schonmal zu sagen, dass man vielleicht die essenziellen Vitamine und Mineralstoffe über die Säfte abdeckt, lebenswichtige Proteine und Fette bleiben jedoch auf der Strecke.
Eine andere Form der Entgiftung ist das sogenannte Basenfasten. Bei dieser Detox-Kur werden für 5-14 Tage ausschließlich basische Lebensmittel konsumiert, um eine Übersäuerung des Körpers zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Es darf also feste Nahrung konsumiert werden, aber nur ausgewählte Lebensmittel. Dazu gehören vor allem pflanzliche Lebensmittel. Tierische Produkte sollten hingegen nicht konsumiert werden, da diese laut der Erfinder*innen zu einer Übersäuerung des Körpers führen.
Wie entgiftet unser Körper tatsächlich?
Trotz all der tollen Werbeversprechen, die von Verkäufer*innen dieser Entgiftungskuren gemacht werden, braucht unser Körper keine besondere Ernährungsform, um sich zu entgiften. Unser Körper ist wunderbar in der Lage, Stoffwechselabbauprodukte und Giftstoffe auszuscheiden, solange wir zwei gesunde funktionierende Nieren haben. Auch unsere Leber, Haut, Darm und Atemwege tragen dazu bei, unerwünschte Stoffe auszuscheiden. Könnte unser Körper das nicht von alleine, würden wir alle wohl sehr schnell auf der Intensivstation liegen.
Genau dasselbe gilt auch für Entgiftungskuren wie das Basenfasten. Unser Körper hat hochspezialisierte Systeme (Puffersysteme), um zu jedem Zeitpunkt den richtigen pH-Wert in unserem Blut zu einzustellen. Das System muss so gut ausgefeilt sein, da ein zu hoher oder niedriger pH-Wert unseres Blutes lebensgefährlich ist. Der Körper hat also mit diesen genialen Systemen schon eine eigene Schutzfunktion vor Übersäuerung eingebaut. Wenn du also wirklich eine Fehlregulation in deinem Säure-Basen-Haushalt hast, solltest du nicht erst Basenfasten durchführen, sondern lieber direkt ins Krankenhaus gehen.
Brauchen wir also wirklich Detox-Kuren, um zu entgiften?
Wissenschaftler*innen haben sich mit dieser Frage befasst und sich mal die wenigen Studien dazu angeschaut. Wir müssen hier nämlich direkt am Anfang mal klarstellen: Es gibt einfach so gut wie keine wissenschaftlichen Arbeiten zu diesen sogenannten Entgiftungskuren. Genauso wenig befindet sich unserem Körper die so böse „Schlacke“. Das ist einfach nur erfunden.
Eine Studie wurde aber immerhin durchgeführt, nämlich zu dem sogenannten „lemon detox program“. Dabei wurden drei Gruppen untersucht: Die erste Gruppe hat diese Zitronensaftkur gemacht, die zweite Gruppe eine normale Saftkur und die dritte Gruppe hat sich als Kontrollgruppe ganz normal ernährt. Was hat man nun festgestellt? Die Teilnehmer, die das „lemon detox program“ durchgeführt haben, verloren am meisten Gewicht und auch deren Insulinresistenz und Entzündungsmarker sind am stärksten gesunken. Das ist ja eine tolle Nachricht! Aber warte: Grund für diese positiven Veränderungen war nicht die Entgiftungskur, sondern einfach nur eine Kalorienrestriktion durch den Verzicht auf Nahrung. Somit hat auch diese Studie nicht zeigen können, dass Detox irgendwelche Vorteile mit sich bringt.
Wie sinnvoll ist Detox nun aus ernährungswissenschaftlicher Sicht?
Insgesamt können wir sagen, dass solche Entgiftungskuren nicht nötig sind, um den Körper von schädlichen Stoffen zu befreien. Unsere Organe erledigen diese Funktion bereits. Dennoch wird im Rahmen solcher Kuren oftmals mehr Gemüse und Obst konsumiert und das ist auf jeden Fall vorteilhaft für die Gesundheit.
Abgesehen davon sind diese Kuren allerdings auf keinen Fall zu empfehlen und wenn du sie doch machen möchtest, dann nur unter ärztlicher Aufsicht! Wir raten jedoch dringend davon ab. Viel sinnvoller ist es, seine Ernährung insgesamt gesünder zu gestalten, anstatt radikale Entgiftungskuren zu machen.
Schwangere, Stillende, Jugendliche und Kinder sollten so etwas auf keinen Fall machen, da es durch den Mangel an essenziellen Fetten und Proteinen auch zu gesundheitlichen Problemen kommen kann!
Anstatt sich also diese teuren Detox-Kuren zu kaufen, solltet ihr das Geld lieber sparen, um mit eurer Familie oder Freunden etwas Schönes zu erleben.