Teurer, dafür gesünder, tier- und umweltfreundlicher und sogar leckerer. Damit wird Bio häufig assoziiert. Doch immer wieder äußern sich Kritiker gegen Bio und deren angebliche Vorteile. In unserem dritten Teil der Reihe „Ernährungsmythen aufgedeckt“ möchten wir Bio für dich genauer unter die Lupe nehmen. Was bedeutet Bio überhaupt und ist es wirklich besser?
Was bedeutet Bio?
Fangen wir erstmal mit den Basics an. Lebensmittel werden als Bio bezeichnet, wenn sie aus ökologischer Landwirtschaft stammen. Wie diese produziert werden, ist gesetzlich fest vorgeschrieben. So dürfen Produkte aus kontrolliert ökologischem Anbau nicht gentechnisch verändert sein und werden ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Kunstdünger oder Klärschlamm angebaut.
Weiterhin müssen bei tierischen Produkten die Tiere artgerecht gehalten werden und dürfen auch nicht mit Antibiotika und Wachstumshormonen behandelt werden. Die Produkte sind nicht mit Strahlung behandelt und enthalten weniger Lebensmittelzusatzstoffe als konventionelle Lebensmittel, dürfen aber dennoch bis zu 5% nicht ökologisch erzeugte Zutaten enthalten.
Des Weiteren soll ein ökologischer Betrieb zum großen Teil als geschlossenes System funktionieren, so dass die natürlichen Wechselbeziehungen des Ökosystems genutzt und gefördert werden. Es werden beispielsweise tierische Ausscheidungen als hochwertiger Dünger in Form von Mist, Gülle oder Jauche genutzt. Sie werden möglichst verlustarm gewonnen, gelagert und auf die Kulturflächen zurückgeführt.
Umweltschutz durch Bio
Bei der konventionellen Landwirtschaft wird häufig schädliches Nitrat genutzt, dass durch Stickstoffüberdüngung oder tierische Gülle in den Boden gelangt. Das führt dann zu Belastungen des Grund- und Oberflächenwassers. Beim Ökolandbau hingegen dürfen keine mineralischen Dünger verwendet werden und nur so viele Tiere gehalten werden, dass deren Gülle den Nährstoffbedarf der eigenen Flächen deckt. Außerdem fördert der ökologische Anbau die Humusbildung und die Artenvielfalt im Boden. So entstehen deutlich geringere Belastungen für die Umwelt und der Boden bleibt deutlich fruchtbarer.
Pflanzenschutzmittel werden in der Landwirtschaft eingesetzt, um die Pflanzen vor Insekten, Pilzen und Unkraut zu schützen. Für die konventionelle Landwirtschaft sind etwa 270 Wirkstoffe in Deutschland zugelassen. Jedoch können sich die Pestizide durch Wind und Regen auch außerhalb des Feldes verbreiten und dort immensen Schaden anrichten, indem die Pflanzenwelt verarmt und so Tieren und Insekten die Nahrungsgrundlage entzogen wird. Bio-Landwirte dürfen zwar keine chemisch-synthetischen Pestizide nutzen, aber auf natürliche, biologisch abbaubare Mittel zurückgreifen. Diese sind zwar natürlich, können aber ebenso schädlich sein. Kupfer, welches ein traditionelles Pestizid ist, darf im Ökolandbau verwendet werden. Auch das kann sich im Boden anreichern und dort der Bodenfruchtbarkeit und den Mikroorgansimen schaden.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Ökoanbaus ist der Erhalt der Biodiversität, d.h. der Artenvielfalt. In der konventionellen Landwirtschaft wird häufig nur eine bestimmte Sorte wie Weizen auf einer Fläche angebaut. Das führt allerdings dazu, dass dem Boden immer wieder die gleichen Nährstoffe entzogen werden und das Nahrungsangebot der Tiere schrumpft. Dies führt langfristig zu Populationsrückgängen in der Tierwelt. Durch den Verzicht von Pflanzenschutzmitteln und das niedrige Düngeniveau wird die Tier- und Pflanzenvielfalt bei der ökologischen Landwirtschaft gefördert.
Tierwohl bei Bio-Haltung
Das Ziel der ökologischen Landwirtschaft ist eine artgerechte Tierhaltung. Diese wird über spezielle gesetzlich Richtlinien geregelt. So gibt es strenge Verordnungen darüber, wie Tiere gehalten werden müssen, woher das Futter stammt und wie viele Tiere auf einer bestimmten Fläche gehalten werden dürfen.
Auch typische Eingriffe wie das Anbringen von Gummiringen an den Schwänzen von Schafen, das Kürzen von Schwänzen, das Abkneifen von Zähnen, das Stutzen von Schnäbeln und die Enthornung dürfen in der ökologischen Tierhaltung nicht routinemäßig durchgeführt werden. Jedoch erlauben spezielle Genehmigungen diese Eingriffe auch in Bio-Betrieben durchführen zu können. Gründe für so eine Genehmigung sind z.B. Verbesserung von Hygienebedingungen oder die Sicherheit.
Ein weiteres diskutiertes Thema ist die Platzregelung. So hat ein Mastschwein in einem ökologischen Betrieb 1,3 m2 Stallfläche und 1 m2 Auslauffläche, wohingegen in konventioneller Haltung nur 0,75 m2 Stallfläche vorgeschrieben sind. Ein Auslauf im Freien ist bei der konventionellen Haltung nicht vorgeschrieben. Bei anderen Tieren wie Küken und Hühnern verhält es sich ähnlich. Tierschützer kritisieren, dass diese marginalen Platzerhöhungen nicht ausreichend seien, um von artgerechter Tierhaltung zu sprechen. Am 3. März 2020 hat der Regelungsausschuss der EU-Mitgliedsstaaten die Tierhaltungsregeln beschlossen, welche die neue ergänzen. Dennoch wurden diese Regelungen bei der Überarbeitung der Verordnung nicht geändert.
Die nachhaltige Verbesserung der Tiergesundheit im Ökolandbau ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass in nur 35% der untersuchten Fälle die ökologische Haltung gesundheitliche Vorteile für die Tiere aufwies. Der Tierschutz ist also auch bei ökologischer Landhaltung noch sehr verbesserungsbedürftig und meist nicht, was sich die Konsumenten für das Tier vorstellen und erhoffen.
Ist Bio gesünder und leckerer?
Viele assoziieren Bio-Lebensmittel damit, dass diese gesünder sind. So einfach ist es aber leider nicht. In einigen Punkten scheinen ökologisch erzeugte Lebensmittel im Vorteil zu sein, wie bei den Vitamin C Gehalten oder in den ungesättigten Fettsäuren von Bio-Milch und Fleisch. Jedoch scheint konventionelle Milch mehr Jod zu enthalten und Gemüse einen höheren Aminosäuregehalt. Allerdings sind diese Unterschiede für Verbraucher*innen nicht zu beachten, da sie nur sehr gering sind. Des Weiteren sind die Schwankungen der Nährstoffe sowieso von vielen natürlichen Faktoren stark abhängig, wie z.B. vom Anbaugebiet.
Bezüglich der Pestizidrückstände musst du dir bei konventionellen Produkten keine Sorgen machen. Diese werden streng vom Bundesinstitut für Risikobewertung überwacht und regelmäßig kontrolliert. Bei der letzten Untersuchung von 2015 lagen 93% im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen und 53% hatten nicht einmal messbare Rückstände. Dennoch schneiden Bio-Lebensmittel bei der Rückstandbelastung besser als konventionelle ab. Das ist natürlich logisch, da sie ja mit viel weniger Pestiziden behandelt werden.
Zu guter Letzt nun die Frage, schmeckt Bio besser? Stiftung Warentest führte eine Reihe an neutralen Verkostungen durch, wo nur der Geschmack getestet wurde. Ihr Fazit war: „Bio schneidet meist nicht besser ab als andere Ware. Einen Biogeschmack gibt es nicht.“
Der ökologische Landbau schützt also die Umwelt und trägt zur Pflanzen- und Artenvielfalt bei. Obwohl sich Bio das Ziel gesetzt hat, Nutztiere artgerecht zu halten, sind die Bedingungen zwar besser als in der konventionellen Landwirtschaft, aber immer noch bei weitem nicht genug. Gesundheitlich oder geschmacklich scheint Bio keine Vorteile zu liefern. Am Ende musst du also für dich entscheiden, ob es dir wert ist, Bio zu kaufen.