„Der »neue Weizen« macht dick, fördert Diabetes sowie den Alterungsprozess, schädigt Herz und Hirn und ist schlecht für die Haut.“ So etwas und auch weitere Aussagen hören wir in unserer Gesellschaft immer häufiger und auch einschlägige Frauenmagazine propagieren es. Doch was ist eigentlich, wenn all diese Behauptungen über Weizen und dem enthaltenen Gluten gar nicht stimmen? Aktuell gibt es so viele verschiedene Quellen mit unterschiedlichen Meinungen. Wie soll man denn in diesem Informations-Dschungel noch die Wahrheit finden?
Da können wir euch beruhigen. Wir haben uns im Februar vorgenommen, Ernährungsmythen aufzuklären und so mal einen Weg aus diesem Chaos herauszufinden. Unser erstes Thema ist also Gluten.
Jede*r kennt bestimmt eine Person im Umfeld, die schwört, kein Gluten zu vertragen oder dadurch dick zu werden. Schaut man sich jedoch mal Statistiken zur Intoleranz an, fällt schnell auf, wie wenig Menschen in Deutschland tatsächlich von dieser Krankheit betroffen sind. Nur 3% der Bevölkerung leiden tatsächlich unter einer Intoleranz! Nichtsdestotrotz kaufen 2 Millionen Menschen regelmäßig glutenfreie Lebensmittel, die Einnahmen der Verkäufer gehen durch die Decke. Doch die Frage bleibt: Unterstützen wir unsere Gesundheit damit oder schädigen wir sie vielleicht sogar?
Woher stammt der Mythos?
Immer mal wieder in den letzten Jahren kam der Trend auf, dass glutenfreie Ernährung viel gesünder für uns ist. Die Veröffentlichung des Buchs „Weizenwampe“ im Jahre 2011 hat den Trend dann richtig zum Boomen gebracht. In diesem Buch wird beschrieben, dass unsere Gesellschaft durch den Konsum von Weizen, immer dicker wird.
Weiterhin behauptet der Autor, das Weizeneiweiß sei schlecht für die Gesundheit. Viele haben dies als Anlass genommen, kategorisch auf Lebensmittel zu verzichten, die Gluten enthalten. Natürlich, man will sich und seinen Körper ja nicht schädigen! So hat sich das Dilemma immer weiter hochgeschaukelt und man muss inzwischen wahre Überzeugungsarbeit leisten, um im Freundeskreis zusammen Nudeln zu essen.
Was genau ist Gluten?
Gluten oder auch Klebereiweiß ist ein Oberbegriff für eine Gruppe von Stoffen. Es ist natürlicherweise in Getreidesorten wie z.B. Weizen, Rogge und Gerste enthalten. Daneben findet das Klebereiweiß immer mehr Anwendung in der Lebensmittelindustrie und wird daher vielen Produkten hinzugesetzt.
Für die meisten Menschen ist die Verdauung davon genauso wenig ein Problem wie die Verdauung von allen anderen Lebensmitteln.
Nur die Menschen, die eine Intoleranz haben, verstoffwechseln das Klebereiweiß anders. Daraus resultiert eine entzündliche Reaktion des Immunsystems und es kommt zu den typischen Symptomen einer Intoleranz: Durchfall, Gewichtsabnahme, Blähungen und auch zu nicht spezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen.
Die Wahrheit über Gluten
Mit einer Intoleraz ist definitiv nicht zu spaßen, schaut man sich mal die Symptome an. Doch wie anfangs erwähnt, hat nur ein kleiner Anteil der Bevölkerung diese Krankheit. Alle anderen, die auf Gluten aufgrund der Gesundheit und des Trends vermeiden, schaden ihrem Körper wohl mehr durch den Verzicht.
Eine Studie hat gezeigt, dass bei jedem einzelnen vollkommen gesunden Teilnehmer eine glutenfreie Ernährung zu Entzündungen im Darm geführt hat [Lerner et al. 2019]. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass sich durch solch eine Ernährung die Zusammensetzung der Darmflora verändert und so Entzündungen hervorgerufen werden.
Ein weiteres Problem ist, dass Vollkornprodukte, die ja das Klebereiweiß enthalten, auch viele wertvolle Nährstoffe enthalten. Dazu zählen u.a. Vitamin B1, B2, Zink und Magnesium. Leider sind glutenfreie Lebensmittel aber nicht mit diesen Vitaminen und Mineralstoffen angereichert und so kann es häufiger zu einem Nährstoffmangel bei denjenigen kommen, die auf Getreide und ähnliches verzichten.
Eine weitere Gefahr des glutenfreien Trends ist, dass sich das Risiko für koronare Herzkrankheiten erhöht. Genauer gesagt sterben also mehr gesunde Menschen an Herzschwäche, -rhythmusstörungen und -infarkten, wenn sie auf das Klebereiweiß verzichten!
Ernährungsmythos aufgeklärt
Kurz und knapp können wir also sagen: All die Menschen, die keine Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit haben, können und sollten Getreide konsumieren. So erreicht man eine große Vielfalt der Ernährung und fördert langfristig die Gesundheit. Eine glutenfreie Ernährung hingegen bedeutet eine eingeschränkte Flexibilität, geringere Aufnahme von essenziellen Nährstoffen und ein höheres Risiko für koronare Herzkrankheiten.